Ordination von Lena Gleußner am 11. Sonntag nach Trinitatis, 15. August 2021 in Maroldsweisach

Auszug Ordination Lena Gleußner
Bildrechte Fertinger

Predigt von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner zum Epheserbrief 2, 4-10

Liebe Festgottesdienstgemeine, vor allem, liebe Lena Gleußner!

„Danke! Liebe Maroldsweisacher und lieber Pfarrer Popp-Posekardt“ sage ich – auch im Namen von Ihnen, liebe Frau Gleußner, dass wir hier in Ihrer wunderschönen Kirche diesen Gottesdienst feiern können. Diese Kirche ist natürlich wegen Ihrer Größe für eine Ordination besonders geeignet – aber nicht nur:
Hier in Maroldsweisach sind Sie, liebe Frau Gleußner, zur Grundschule gegangen und hier haben Sie im nachbarlichen Wirtshaus als Schülerin und Studentin ein wenig Geld verdient.
Und die Ditterswinder Gemeinde, in der Sie aufgewachsen sind, ist auch nicht weit.
Solch eine heimatliche Ordination ist selten. Da freuen sich die Einheimischen in ganz besonderer Weise mit. Es macht viele schon ein wenig stolz, dass „eine von uns“ nun ordiniert wird und den Weg in den Pfarrberuf geht.
Auch Ihr Einsatz, liebe Frau Gleußner, wird in der Nähe sein: Sie werden in Fischbach-Eyrichshof im Umfang eines halben Dienstverhältnisses – aber mit ganzem Herzen – Dienst tun.

Die Kirchengemeinde dort feiert – schon lange geplant – ein Fest. Es ist ein schönes Zeichen, dass trotzdem vier Vertreter der Fischbacher heute hier in die Kirche mit eingezogen sind und  die Ordination mitfeiern.

Das Bibelwort, das für den heutigen Sonntag vorgesehen ist – und damit auch für die heutige Ordination spricht von Gottes Barmherzigkeit uns gegenüber – und davon, dass wir alles Gute, das wir tun, Gottes Handeln verdanken.
Ich lese Epheserbrief, Kapitel 2, die Verse 4 folgende:

Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr selig geworden -,
und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus.
Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.
Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.

„aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es!“ Wie wahr, liebe Lena Gleußner, wenn ich auf Ihr Leben schaue!
Sie haben sich den Glauben nicht selbst erarbeitet, der ist Ihnen geschenkt worden, indem Sie unwillkürlich in ihn hineingewachsen sind.
Dazu hat vieles beigetragen: im Elternhaus das stete Beten mittags und abends, die Jungschar und der regelmäßige Kindergottesdienst, in dem Sie von Jesus hörten. Zudem war Ihr Onkel Posaunenchorleiter und Sie lernten schon mit 7 Jahren Trompete und spielten dann auch Orgel. Diese wunderbar lebendige volkskirchliche Gemeinde und viele Mitchristen haben dazu beigetragen, dass der Glaube in Ihnen stark wurde. Das ist ein großes Gottesgeschenk; Gottes Gabe ist es.

Nach der Schulzeit war Religion darum als Studienfach gesetzt, das war für Sie klar. Aber Sie studierten zunächst nicht Theologie für den Pfarrberuf, sondern für´s Lehramt. Das lag näher – zumal Ihre Eltern Lehrer waren.
Doch nach bestandenem Examen war klar, dass der Lehrerberuf Sie nicht ausfüllen würde. Viele bestärkten Sie, Theologie für den Pfarrberuf zu studieren – auch Pfarrer Popp-Posekardt war eine wichtige Stimme und vor allem Ihr Mann. Er war bereit, Sie zu unterstützen auf diesem Weg.
Danke (!), lieber Herr Gleußner.
Ihr Glaube, der auch im Studium weiter reifte, ist kein Schönwetterglaube, der zerrinnt, wenn Schweres kommt. Sie haben vor 14 Tagen Ihr Baby in der 20. Schwangerschaftswoche verloren. Selbst in dieser Situation stimmen Sie innerlich ein in Ihr – so oft bei Ständchen gespieltes Lieblingslied: „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte. Bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte.“ Sie haben die Erfahrung gemacht und erfahren auch jetzt: unser Glaube, Gott selbst hilft, dass im Schweren Herz und Gemüt im Kern bewahrt bleiben. Das ist ein Gottesgeschenk; Gottes Gabe ist es.

So werden Sie auch anderen eine Helferin zum Leben werden können, indem Sie Ihren Glauben leben und weitergeben.
Das ist Aufgabe aller Christen. Doch für Sie wird es nun auch Ihr Beruf sein. Und sie werden diese Aufgabe nicht nur in der Familie und im kleinen Kreis ausfüllen, sondern öffentlich – auf der Kanzel, am Altar und am Grab. Dazu werden Sie heute berufen, gesegnet und gesandt. Und dies Berufung, Segnung und Sendung gelten das ganze Leben lang bis wir sterben.
Der Vorbereitungsdienst in Niederfüllbach bei Herrn Pfarrer Rolf Roßteuscher, einem wirklich guten Mentor, hat bestätigt, dass die geistliche Begleitung der Menschen in der Vielfalt des ganzen schönen und schweren Lebens Ihr Weg ist. Durch Sie wird Gott helfen, dass viele Menschen – wie es bei Ihnen geschehen ist – in den Glauben hineinwachsen und sagen können: Ja ich bin durch Gottes Gnade Christ geworden.

Der Epheserbriefschreiber geht sogar noch einen Schritt weiter. Nicht nur der Glaube ist Gottes Werk, sondern alles Gute, das wir als Christen dann tun, ist sein Werk. Er sagt also über uns als Christen: wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Ein Brühwürfelsatz, den man schon ein wenig verdünnen muss, um ihn zu verstehen. Wie kann das sein, dass die guten Werke, die wir in Zukunft tun sollen, von Gott schon bereitet sind.
Ich will es bildhaft erzählen.
Mein Mann ist ein wunderbarer Koch. Wenn er in der Küche werkelt, dann brodelt und dampft es in den Töpfen. Es entstehen Köstlichkeiten. Gerade wenn Gäste kommen, dann bereitet er Reh oder Lasagne im Rohr oder Forelle auf Gemüsebett zu, dass es ein großer Genuss ist.
Wenn dann die Gäste kommen, ist alles fertig. Er stellt es auf den Tisch und setzt sich hin. Ich darf dann oft austeilen, was er vorher zubereitet hat. Wir genießen die Köstlichkeiten und werden zufrieden satt.

Gott werkelt in unserer inneren Küche. Manchmal brodelt und dampft es auch in uns. Manchmal ärgern wir uns über uns selbst oder über andere. Gott arbeitet aber in uns, bis Gutes daraus entsteht, das genießbar wird für andere.
In den Versen vor unserem Bibelwort sagt der Briefschreiber: „Ihr ward Kinder des Zorns, habt Euren Begierden nachgegeben. Gott hat Euch aber in seiner großen Barmherzigkeit gerettet“ – woraus?
Eben daraus, dass wir dem nachgeben müssen, was wir manchmal am liebsten tun würden:
Was würdet wir am liebsten manchmal tun? Jeder hat so seine Wurzelsünden, die wenn er sie tut, doch glückliches Leben verhindern:
Manche machen allzu oft ihrem Ärger Luft und vergiften dadurch die Stimmung und das Miteinander.
Manche müssen dauernd schuften und arbeiten, damit sie den Eindruck haben: Jetzt hat ihr Leben Sinn. Sie werden hart.
Bei anderen ist es das Gegenteil: sie sitzen dauernd vor dem Fernseher oder dem Computer und spielen ein Spiel nach dem anderen. Sie verspielen ihre Lebenszeit und die bleibt sinnlos.
Manche suchen, welche Frau oder welchen Mann sie vernaschen können – und zerstören so andere Beziehungen und finden nicht zur Treue.
Vielen ist so wichtig, was sie besitzen und haben, aber sie gehen daran vorbei, dass echtes Glück in der Liebe liegt, die sie anderen schenken.
Aus diesem Verhalten, das uns und andere unglücklich macht, daraus sind wir gerettet. - Wie? Durch unsere Beziehung zu Jesus Christus, die unser Leben verwandelt hat und weiter verwandeln wird. Die Jesusbeziehung ist in der Taufe Grund gelegt. In der Lebensbeziehung zu ihm sind wir aus dem, was glückliches Leben verhindert, auferweckt zu neuem Leben mit Sinn, Freude und ewiger Zukunft.
Ihr seid zum Guten lebendig gemacht und habt sogar schon einen festen Platz im Himmel. Das spricht Euch unser Bibelwort zu.

Dass das so wird, dass wir uns verändern, das ist schon Arbeit. Lebensarbeit, die lebenslang dauert. Aber das wichtige ist: Es ist Gottes Arbeit.
In uns, in der Küche unserer Gefühle, ist Gott am Werk. Er spült den Zorn weg, den wir auf uns oder andere haben. Seine Zutaten, mit denen er kocht, sind Liebe, Barmherzigkeit, Güte. Lassen wir ihn in uns arbeiten. Es entsteht ein neues Gericht, das er zubereitet. Wir können es an unsere Familienmitglieder, an unsere Mitmenschen austeilen. Sie werden froh und zufrieden und wir mit ihnen.

In manchen Frauen unter uns regt sich jetzt vielleicht Widerstand: Mein Mann in meiner Küche? Die ist mein Reich. Die überlasse ich ihm nicht. Es ist völlig okay, wie jeder und jede das in der eigene Ehe mit der Küche macht, Hauptsache beide sind glücklich.
Aber unsere Lebensküche, unsere Gefühle, unser Innerstes sollen wir, egal ob wir Mann, Frau oder Kind sind: Gott überlassen, dass er darin werkelt. Gott meine Gefühle, mein Leben überlassen, dass er darin schaltet und waltet, das ist eine echte Herausforderung für uns. Aber das ist das Rezept zu unserem Glück, zum „Seligwerden“, sagt der Epheserbrief sogar.
Das Gute, das wir in Zukunft sagen und tun werden, das uns und andere glücklich macht, das bereitet er in uns vor.
Alles, was an Güte, an Liebe, an Barmherzigkeit durch uns für andere genießbar, erfahrbar wird, das kommt von ihm.

Liebe Frau Gleußner, Sie sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die er zuvor bereitet hat. Von dieser Verheißung leben Sie. Sie werden viel zu tun haben, in Ihrem Berufsleben, auch in Ihrer Familie. Alles, was Sie da an Gutem tun werden, wird Gott in Ihnen vorbereiten.
Das Geheimnis unseres Glaubens ist ja: Sie müssen sich nicht anstrengen, liebevoll zu sein. Mit Christus verbunden, werden Sie alle Liebe haben, die Sie brauchen für Ihren Dienst und Ihr Leben. Selbst diese Verbundenheit mit Christus hat Gott Ihnen ja schon geschenkt und die wird weiter wachsen durch den, der alles Gute in Ihnen bewirkt hat und bewirken wird. Durch Sie wird Gott sich anderen schenken. Er wird durch Sie Glauben wecken und damit Hilfe – mitten in allem Schönen und Schweren - zum sinnvollen, letztlich glücklichen Leben.
Amen