Einführung von Dekan Dr. Markus Müller und Dekanin Dr. Ulrike Schorn

Ansprache von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner zu Genesis 12,2 am 26.07.2020 in der Michaeliskirche Ludwigsstadt

Liebe Gottesdienstgemeinde und vor allem liebe Frau Dr. Schorn und lieber Herr Dr. Müller,

„Gott spricht: Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ Diese große Zusage gibt Gott Abraham als er aufbrechen soll in ein neues Land.
Nach Ihrer Wahl hier in Kronach wollte ich eine Pressemitteilung versenden und Sie darin zu Wort kommen lassen. Daher bat ich Sie um eine zitierfähige Aussage. Sie lautete: „Im Vertrauen auf Gottes Zusage: ´Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein` gehen wir in unsre neue Aufgabe, die Menschen hier zu begleiten.“
Diese Zusage Gottes an Abraham ist ein Kernwort der Bibel. Es markiert eine Wende in der Geschichte Gottes mit den Menschen auf der Erde.
Man bedenke: Die Bibel schildert in ihren ersten 11 Kapiteln nach der Schöpfung den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies, die Noahgeschichte samt Sintflut bis hin zum Turmbau zu Babel. So viel Zerfall von Beziehung! In diesen 11 Kapiteln kommt fünf Mal das Wort „Fluch“ vor.
Und dann beginnt mit dem Kapitel 12 dieser Neuanfang mit Abraham: Allein in den ersten drei Versen des 12. Kapitels kommt fünf Mal das Wort „Segen“ vor. Gegen all das fluchhafte Geschehen, das es auf Erden eben auch gibt, weil Menschen sich von Gott distanzieren und anderen Menschen schaden, setzt Gott selbst einen Neubeginn mit einem Menschen: „Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein“.
Damit beginnt eine Segensgeschichte von Abraham über Menschen wie David und Salomo, Jesaja und Daniel zu Jesus Christus. Und von Jesus Christus als Mitte weiter über Menschen wie Petrus und Paulus, Franz von Assisi und Martin Luther und auch Dorothea Richter bis zu Ihnen. Ich meine jetzt Sie alle. Sie alle gehören durch den Glauben an den Gott Abrahams und durch das Vertrauen auf Jesus Christus zur Segensgeschichte Gottes mit dieser Welt.
Liebes Ehepaar Dr. Schorn und Dr. Müller, heute lenken wir den Blick besonders auf Gottes Segensgeschichte mit Ihnen und durch Sie beide.

1. Mose 12 beginnt mit den Worten: „Gott sprach zu Abraham: Geh aus Deinem Land und aus Deiner Verwandtschaft.“
Wo kommen Sie beide, liebe Frau Dr.  Schorn und lieber Herr Dr. Müller denn her?
Sie, liebe Frau Dr. Schorn sind in Nürnberg geboren und in einem Pfarrhaus groß geworden.
„Geh!“, sagt Gott zu Abraham. Oft hat Gott Sie an andere Orte gesandt: Nach Gymnasium und Abitur in Schweinfurt studierten Sie in Erlangen, Heidelberg und Wien Theologie.
Gleich nach dem 1. Examen begannen Sie die Forschungen zu Ihrer Doktorarbeit als Research Fellow am Albright Institute in Jerusalem, wurden ab 1991 für vier Jahre an der Uni Erlangen Assistentin am Lehrstuhl von Professor Schmitt. Der wäre gerne heute dabei gewesen. Doch er ist vor gut einer Woche uns schon ins himmlische Jerusalem vorausgegangen. Ihre Doktorarbeit bei ihm war zum Thema „Ruben und das System der zwölf Stämme Israels“.
Nach dem Vorbereitungsdienst in Würzburg-Heuchelhof und Ihrer Ordination gingen Sie ab 1999 für 6 Jahre ans Institut für Altes Testament und Biblische Archäologie der Uni Mainz als wissenschaftliche Assistentin. Gott hat Sie beide  gesegnet durch das intensive Eintauchen in die Welt, von der unsere Bibel erzählt.

Weil ich das Weitere für Sie beide als Eheleute gemeinsam erzählen kann schwenken wir in Ihr Leben, lieber Dr. Müller; das war nicht viel weniger von Aufbrüchen geprägt: Geboren in Dietersheim machten Sie Abitur am Gymnasium in Neustadt Aisch, studierten Theologie in Erlangen Bonn und USA (North Crolina, DUKE University in Durham).
Während Ihre Frau sich dem Alten Testament zuwandte, wurden Sie Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neues Testament bei Professor Roloff und nach Ihrer Promotion Wissenschaftlicher Assistent. In Ihrer Doktorarbeit bedachten Sie die Briefschlüssen der Apostelbriefe. Sie forschten weiter und schrieben eine Habilitation, die sich dem Matthäusevangelium widmete zum Thema „Jüngerschaft im Reich des Menschensohnes“. Sie bekamen die Lehrbefugnis wurden Privatdozent und vertraten 2002/3 den Lehrstuhl für Biblische Theologie an der Uni Bayreuth und später auch in Jena.
Eigentlich hätten Ihre Weg in die Wissenschaft weitergehen können. Doch Sie vollzogen beide eine Wende hin zum direkten Dienst in der Kirche und entschlossen sich, den Vorbereitungsdienst zu absolvieren, um Gemeindepfarrer zu werden.
So habe ich Sie - damals Personalchefin unserer Kirche – beide als junge Wissenschaftler erlebt und ins Herz geschlossen: Nämlich als Menschen, die – indem sie in der Wissenschaft tätig sind -, dies immer in und für die Kirche Jesu Christi tun und auch für unsere evangelische Kirche. Bei niemandem aus der Riege der jungen Wissenschaftler habe ich das so deutlich gespürt wie bei Ihnen.
Ihre Theologie ist lebensnah, menschennah  - so wie ja auch unser Gott ist, der uns Menschen sucht und liebt. Darum war es stimmig, dass Sie als promovierte bzw. habilitierte Theologen am 1. September 2005 eine Gemeindestelle antraten in Gutenstetten, Dekanatsbezirk Neustadt Aisch.
Zudem hatten Sie, lieber Herr Dr. Müller, später zusätzlich eine Viertelstelle zur Begleitung von Lektoren und Prädikanten. Und Sie, liebe Frau Dr. Schorn, hatten eine Viertelstelle als theologische Referentin am „Museum Kirche in Franken“ in Bad Windsheim und waren Seniorin im Dekanatsbezirk Neustadt Aisch.
Sie beide haben bis heute einen Lehrauftrag an der Uni Würzburg. Ob Sie den weitermachen wollen, wird sich weisen. Sie sind ja völlig frei, was Sie mit Ihrer jeweils zweiten Hälfte Ihres Dienstverhältnisses tun. Denn Sie haben als Dekane des Dekanatsbezirks Kronach-Ludwigsstadt und Pfarrer bzw. Pfarrerin der KG Kronach miteinander eine volle Stelle inne - und nicht zwei.
Sie werden sich also die Stelle teilen - nicht regional, sondern, indem Sie die Aufgaben verteilen: Sie lieber Herr Dr. Müller werden den Dekanatsausschuss leiten und Sie, liebe Frau Dr. Schorn, die Pfarrkonferenzen. 
Dabei wird sichtbar: Sie beide sind Dekan bzw. Dekanin – und nicht einer primär Gemeindepfarrer bzw. Gemeindepfarrerin. Sie beide können leiten und haben ein großes Herz fürs Gemeindeleben. In Ihrer Verantwortung, lieber Herr Dr. Müller, steht zudem die Diakonie und die Kommunikation mit der Verwaltungsstelle. Sie, liebe Frau Dr. Schorn, sind hochkompetent im Bereich von Notfallseelsorge und Ansprechpartnerin für Fragen der Bildung und des Schulwesens.
Wegen der vielen Vakanzen im Dekanatsbezirk, werden Sie beide jeweils mit einer Viertelstelle der Kirchengemeinde Küps zur Seite stehen. Welch ein Segen für die Kirchengemeinde Küps, Pfarrer König und Pfarrer Göll.
Sie beide sind in Ihrer Kooperation ohne Konkurrenz zueinander so gut eingespielt, dass kein Mensch, der mit Ihnen kooperiert oder Ihre Hilfe braucht, in einer Abstimmungsschleife ungeklärter Zuständigkeit hängen wird. Sie sind beide den Menschen und Gott zugewandt und auf halber Stelle mit voller Energie und ganzem Herzen im Einsatz. Ich meine: Alle in der Kirchengemeinde und im Dekanatsbezirk können wirklich glücklich sein, dass Sie da sind. Ich bin es auch.
Ich freue mich, dass gerade Sie beide das erstes Theologenehepaar auf einer Dekansstelle zu uns nach Oberfranken kommen. Und ich empfinde es als besonderes Geschenk an den Dekanatsbezirk Kronach-Ludwigsstadt, dass nun beide Dekanskreuze in Zukunft getragen werden, das Kronacher und das Ludwigsstädter. Wer welches trägt, das verraten wir aber nicht. Sie beide sind ein Segen für den gesamten Dekanatsbezirk.

Gott hat Sie bisher reich gesegnet. Ihr Sohn Julius ist ein großer Segen in ihrem Leben. Gott hat Sie zudem gesegnet mit großen Gaben. Bei Ihnen, lieber Herr Dr. Müller, besticht Ihre ruhige Reflektiertheit und freundliche Klarheit; und bei Ihnen, liebe Frau Dr. Schorn, Ihre umwerfende Herzlichkeit und sensible Präzision beim Formulieren – seien es Gefühle oder Situationsbeschreibungen. Sie haben beide Liebe zur Heiligen Schrift und zu Christus im Herzen, der Sie öffnet für die Menschen, so wie die Menschen gerade sind und nicht wie sie sein sollten. 
„Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein“. Diese Zusage Gottes ist viel mehr als irgendein Bibelwort. Sie haben es unabhängig voneinander als Konfirmationsspruch gewählt. Es ist Ihre von Gott gesetzte gemeinsame Bestimmung und die Verheißung über Ihrem Leben.
Wir können dieses Bibelwort aus dem Hebräischen auch anders textgemäß übersetzen: Nicht „du „sollst, sondern „Du wirst“ ein Segen sein. „Ich will Dich segnen und Du wirst ein Segen sein.“
Sie beide werden ein Segen sein für die Gemeinde Kronach, den ganzen Dekanatsbezirk, die Ordinierten und Beauftragten, die vielen Mitarbeitenden und Gemeindeglieder, für die Ökumene und die in Politik und Wirtschaft Verantwortlichen. Sie beide als Menschen werden in Person Segen Gottes sein.
Dazu rüstet er Sie aus mit seinem Segen. Um den wollen wir nun bitten und Ihnen zusprechen.