Gemeinsames Gedenken an Corona-Opfer

Fünf kurze Gedanken zum gerade gehörten Evangelium von der Heilung der zehn Aussätzigen:

Manche Coronakranke haben sich in ihrer Quarantäne wie Aussätzige gefühlt. Selbst in der Familie alleine essen, Gespräche nur über Telefon, keinerlei wärmende Nähe. Menschen mit echtem Aussatz freilich waren zur Zeit Jesu von solcher Distanznotwendigkeit ihr ganzes Leben bis zum Tod betroffen.
Zehn Aussätzige wenden sich an Jesus. Sie rufen aus der Ferne: Jesus, erbarme Dich unser. - Und Jesus erbarmt sich.
Gott verschone uns alle vor einer Corona-Erkrankung oder auch vor anderen Leiden. Doch wir alle werden einmal sterben, und oft wird eine Krankheit dazu beitragen. Bis dahin werden wir vermutlich noch von einigen Krankheiten genesen. Egal was kommen wird: In jeder Erkrankung hilft es uns, es wie die Zehn zu machen und zu bitten: „Jesus, erbarme Dich meiner“. Er wird sich Euer erbarmen und Euch helfen - immer zum Leben und einmal zum ewigen Leben.

Zweiter Gedanke:

Alle werden in dieser Geschichte geheilt. So war es bei unseren Coronakranken nicht. Manchmal ersehnen wir, dass Jesus doch noch mit uns leben würde, so wie damals. Über 85.000 Menschen sind allein in Deutschland an und mit Corona gestorben. Ihrer gedenken wir heute. Wir befehlen sie dem Erbarmen Jesu an, der auferstanden ist.
Die Familien der Verstorbenen haben oft sehr gelitten, weil sie sich nicht oder nur sehr reduziert von ihren Lieben verabschieden konnten. Wir denken heute auch an diese Angehörigen. Viele Wunden sind noch nicht verheilt. Christus erbarme sich ihrer und heile ihren Schmerz und helfe zum Leben.

Dritter Gedanke:
Einer der Geheilten kehrt um, gibt Gott die Ehre und dankt ihm. Heute in diesem Gottesdienst danken wir auch Menschen und würdigen ihren Einsatz. Das ist kein Widerspruch. Wir danken allen, die in Kliniken und Seniorenheimen Dienst an Kranken und Sterbenden getan haben. Sie verdienen unseren hohen Respekt für ihren Einsatz und ihre Hingabe, die ihre Kräfte oft überstieg. Ebenso die Menschen in Impfstationen oder Gesundheitsämtern, die Rettungsdienste und nicht zuletzt die Polizei. Denken wir an die Aufrechterhaltung des kleinen Grenzverkehrs mit einer Unmenge von Tests - auch als es bitterkalt war. Da ist so viel Durchhalten, Zusammenhelfen und Gelingen in unserem Land - sogar über die Grenzen hinweg in der Euregio Egrensis, dass wir zutiefst allen dankbar sind, die mitgewirkt haben - und nicht zuletzt auch den verantwortlichen Köpfen in den Ländern, im Bezirk, in den Landkreisen und Kommunen. Danke an Sie, an Euch alle.

Vierter Gedanke:
In unserer Geschichte kehrt ein einziger um und fällt vor Jesus auf die Knie und dankt Gott. Neun rumpeln weiter. Keine Sorge, sie bleiben trotzdem gesund. Doch dieser Schritt, sich auf das Geschenkte zu besinnen und dafür Gott zu danken, heilt auch innerlich, macht noch dankbarer, schenkt tiefe Zufriedenheit und Orientierung für das, war wirklich wichtig ist im Leben. Dass wir so gesund sind, dass wir hier sein können, ist nicht selbstverständlich. Alles wirklich Gute in dieser Welt kommt von ihm: Geduld und Kraft zum Durchhalten, Freundlichkeit und echtes Erbarmen, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. Darum halten wir heute inne und danken ihm - auch für die Gesundheit, die uns geschenkt ist.

Letzter Gedanke:
Es ist eine besondere Zeit in der wir leben. Gott ruft uns in ihr zur Besinnung. Welch ein erstaunlicher Vorgang, dass jüngst Hejtman Petr Kulhánek die Anregung gab für diesen Gottesdienst an drei Orten. Ein staatlich Verantwortlicher des säkularsten Landes in Europa gab den Anstoß, unsere Regierungspräsidentin nahm den Impuls auf und trat an die Kirchen heran. Darum halten wir heute gemeinsam inne, gedenken und danken.
Jede Krise ist auch eine Chance. Manche besinnen sich, dass Fernflüge in dem Urlaub weder angesichts Corona, noch angesichts der Umweltzerstörung sinnvoll sind. Manche erkennen gerade in reduzierter Kontaktmöglichkeit, wie grundlegend für unser Leben tragende, vertrauensvolle Beziehungen zu Menschen sind. Manche spüren, wie angesichts der Gefährdung und Endlichkeit unseres Lebens, die Geborgenheit in Gott umso mehr Kraft und Bedeutung gewinnt.
Einer hält inne. Wir tun heute genau das, worauf die Geschichte zielt. Sie alle sind Menschen, die heute innehalten. Innehalten vor Gott gibt Halt im tiefsten Innern - und Orientierung für die Zukunft, in die wir mit Gottvertrauen gehen. Amen.