Ordination von Sandra Strunz am 12.09.2021 in Watzendorf

Predigt von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner zu Römer 8, 28

„Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Kennen Sie dieses Sprichwort? Dass der Mensch denkt, stimmt - manchmal. Aber lenkt Gott auch? Wie stark hat Gott seine Hand im Spiel im Blick auf unser Leben?! Das ist ein Geheimnis, das sich wohl erst im Himmel auflösen wird, wenn wir auf unser Leben zurück blicken. Die Bibel erzählt jedenfalls von Menschen, die Gottes Führung erfahren.


Auch dieses Sprichwort hat seine Wurzeln in der Bibel, genauer Buch der Sprüche. In Sprüche Kapitel 16, Vers 9 lesen wir: „Des Menschen Herz denkt sich seinen Weg, der HERR allein lenkt seinen Schritt“. Das ist Ihr Konfirmationsspruch, liebe Frau Strunz.
Vor Ihrer Ordination haben Sie auf Ihren bisherigen Weg zurückgeblickt. Dass Sie in wenigen Minuten am Altar knien werden und für Ihr Leben als Pfarrerin berufen, gesandt und gesegnet werden, wirkt wie ein Wunder. Denn Ihr Weg hierher gleicht einem Hindernissparcour. Da hat Gott seine Hand kräftig im Spiel gehabt. Ja, ich würde auch sagen: er hat gelenkt.
Das, was uns dabei als Umweg und schwer erscheint – und sicher auch schwer für Sie war - wurde durch Gottes Liebe zu Ihnen und Ihre Liebe zu ihm eingefügt in ein gutes Ganzes.
Ich möchte Ihnen daher als Ordinationswort eine - mir auch persönlich wichtige - Glaubensweisheit des Apostels Paulus mitgeben. Er sagt im Römerbrief, Kapitel 8, Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“

Die Liebe zu Gott wurde Ihnen im Konfirmandenunterricht bei Pfarrer Günter Breit ins Herz gelegt. Sie erkannten für sich, dass Gott, so wie er sich in Christus zeigt, liebenswert ist und Sie liebt. Da begann ein Feuer zu brennen, das durch nichts erlosch.
Sie wollten Pfarrerin werden. Aber der Mensch denkt. Und in einer Kaufmannsfamilie, denkt man nicht, dass der Pfarrberuf ein sinnvoller Weg sein könnte. Also machten Sie eine Ausbildung als Industriekauffrau bei Siemens. Im Jahr 2002 erwarben Sie sich zudem die betriebsintern gültige Qualifikation der Betriebsfachwirtin.

Aber die Liebe zu Gott war da, dieser Wunsch für ihn zu leben. Darum brachen Sie diesen erfolgreichen Weg ab und begannen im Jahr 2003 mit dem Theologiestudium.
Doch das Ersparte reichte nicht weit. So mussten Sie in Ihren alten Beruf zurückkehren. In allem aber war die Beziehung zu Gott Ihr Halt.

Sie suchten weiter nach Wegen, diese Liebe zu leben und machten zusätzlich zu Ihrem Beruf Wochenenddienst an der Rezeption des Tagungshauseses der Augsburger Diako und besuchten berufsbegleitend den dortigen Grundkurs Diakonat.
Sie lernten Ihren Mann fürs Leben kennen, der Ihre Liebe zu Gott verstand, teilte und unterstützte – dafür danke ich Ihnen, lieber Alexander Strunz, von Herzen.  
Als Alexander dann einen lebensgefährlichen Unfall hatte, warf das Ringen um ihn Sie noch mehr auf Gott und Sie verließen endgültig Ihre bisherige Arbeit mit dem Ziel Glaube und Beruf stärker verbinden zu können.

Weil Ihr Mann in Regensburg umschulte, begannen Sie 2010 erneut Theologie zu studieren im Bachelorstudium Evangelische Theologie / Erziehungswissenschaften an der dortigen Universität. Ein Theologiestudium für den Pfarrberuf war und ist in Regensburg nicht möglich.
Die neue Berufstätigkeit Ihres Mannes führte Sie beide nach Nordrhein-Westfalen. Dort konnten Sie in der Rheinischen Kirche als Gemeinde- und Jugendreferentin arbeiten und Religionsunterricht erteilen.

Die bayerische Landeskirche erkannte aber ihre Qualifikation nicht an als sie in Ihren Heimatort, Schweinfurt, zurückkehrten. Nun da wird man in Zukunft auch umdenken müssen. So arbeitete Sie im Bereich der Wiedereingliederung ins Berufsleben von Menschen mit schwerer Behinderung.
Gott lenkt auch durch Menschen: Als Pfarrer Dr. Wolfgang Weich Sie fragte: „Warum bist Du nicht Pfarrerin?“ war das der letzte nötige Anstoß der inneren Berufung zu folgen.
Sie studierten nochmals Theologie, nun für den Pfarrberuf im Masterstudiengang der Universität Heidelberg von April 2017 bis März 2019.
Nach dem erworbenen Master war die Tür offen zum Vikariat in unserer Kirche, das Sie zunächst in Pegnitz und dann in Himmelkron bei Pfarrer Krug durchliefen.
Welch ein Hindernisparcour! Hat das alles sein müssen? Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass in dieser Zeit die Liebe zu Gott als Feuer brannte, Ihr Antrieb und Licht war, sodass alles Ihnen zum Besten dienen konnte. Und zu diesem Besten gehört auch, dass die Liebe zu Gott und den Menschen reifer und tiefer wurde.
Nichts ist gefährlicher für das Reifen der Liebe, für Sinn und für Glück, als ein Leben in stets ungetrübtem ungehindertem Erfolg, Gesundheit und Wohlstand. Das Schwere im Leben ist zwar auch nicht per se Reife-Ferment für die Liebe und für sinnvolles, glückliches Leben. In der Verbindung zu Gott und in seiner Liebe erst wächst aus allem Gutes – oder sogar Bestes – wie Paulus sagt.
Das Schwere wird in der Gottesbeziehung auch nicht aufgelöst. Doch Gott trägt durch. In der Beziehung zu ihm, im Gespräch mit ihm, im Beten und Hören auf ihn, schenkt er selbst auf scheinbaren Umwegen: Liebe, Sinn und tiefes Glück. Zumindest ist das die Erfahrung des Paulus, auch meine – und auch Ihre, liebe Frau Strunz.

Sie, liebe Frau Strunz, leben in der Gottesbeziehung und sehen es als Ihre Aufgabe, dieses Feuer der Liebe zu Gott an andere weiterzugeben. Gott selbst kann es in anderen durch Sie entfachen. Er will und wird es tun in Ihrem Dienst als Pfarrerin.
Wir feiern heute Ihre Ordination. Das bedeutet: Christus beruft Sie heute in ein Leben mit ihm, er selbst sendet sie in den Dienst der Verkündigung seiner Botschaft und er segnet Sie für Ihren Dienst und für Ihr ganzes Leben.
Berufung, Sendung und Segnung gelten über den Ruhestand hinaus das ganze Leben lang.

Sie werden nun die Pfarrei Großheirath zusammen mit den drei Kirchenvorständen leiten.
Auch das Finden des Dienstortes war für uns beide mit Umwegen verbunden. Aber ich glaube, Sie sind hier am richtigen Ort angekommen bei den drei Kirchengemeinden Großheirath, Rossach und Watzendorf.
Die Menschen in den drei Gemeinden freuen sich über Sie und auf Sie - und Dekan Kirchberger und nicht zuletzt alle, die die lange Vakanz überbrückt haben. Stellvertretend nenne ich Pfarrer Arnold, die Sekretärin Frau Eller, die Vertrauensleute und Kirchenvorstände der drei Kirchengemeinden, die Lektoren und Prädikantinnen, Mesner und viele ehrenamtliche Mitarbeitende.

Herausforderungen warten auch hier auf Sie. Für die sind Sie aber gerade durch Ihre bisherige vita und all die vielen erworbenen Fähigkeiten gut gerüstet. Trotzdem will ich allen Gemeindegliedern aller drei Gemeinden sagen, dass die Aufgabe der Leitung dieser Pfarrei für eine Pfarrerin in den ersten Amtsjahren sehr groß ist.
Darum bitte ich Euch liebe Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen, Mitarbeitende und Gemeindeglieder, dass Ihr Eure neue Pfarrerin unterstützt. Dies geschieht zuallererst dadurch, dass Ihr Euch selbst tiefer in der Liebe zu Gott verankert.
Es verändert uns, wenn wir jeden Morgen ein Bad in der Liebe Gottes nehmen, uns seiner Liebe zu uns bewusst werden. Durch diese Liebe Gottes zu uns und unsere Liebe zu ihm, die uns alle trägt und nährt, strahlt Güte aus uns. Die tut überall allen Menschen gut, der Pfarrerin, den Familien- und Gemeindegliedern.
Durch unsere Liebe zu Gott, die in Christus ihren Grund, Ihr Profil und ihren Anker hat, wird durch Gottes Geist Bestes auch in Eurer Pfarrei entstehen. Eure drei Gemeinden werden so auch zusammenwachsen, sich ergänzen und befruchten. Wie gut, dass Sie das Miteinander gewagt haben. So konnte die große Kirche hier in Watzendorf Ordinationsort werden. Das hätte vor 5 Jahren doch auch noch niemand gedacht, dass in Watzendorf eine Pfarrerin für den Dienst in der Pfarrei Großheirath ordiniert wird!

Der Mensch denkt und Gott lenkt. Ich vertraue darauf, dass Gott Euch zusammengeführt hat in dieser Pfarrei und mit Eurer neuen Pfarrerin.
Gott selbst schenke Euch allen wachsende Liebe zu ihm und zueinander.
Amen.