Ansprache zur Einführung von Sabine Hirschmann als Dekanin von Bamberg am 14.07.2024

Zur Tageslosung Ps. 18,33: Gott rüstet mich mit Kraft.

Liebe Gemeinde und besonders liebe Sabine Hirschmann,
„Gott rüstet mich mit Kraft“.
So lautet die Tageslosung für den heutigen Sonntag. Sie steht Psalm 18,33.
Ein klarer, einfach konstruierter Satz mit nur 5 Worten – und sehr passend für den Amtsantritt einer Dekanin von Bamberg.
Ich wähle dieses Bibelwort für die Einführungsansprache nicht, weil ich denke, dass Sie, liebe Frau Hirschmann, die Kraft Gottes besonders nötig hätten. Sie haben sie so nötig, wie ich und wir alle, also zu 100%. 
Vielmehr spricht dieses Bibelwort mich selbst in dieser Einführungssituation an, zum einen, weil Gott Ihnen schon richtig viel Kraft gegeben hat und zum anderen, weil dieses Amt der Dekanin in Bamberg objektiv betrachtet, viel Kraft braucht.
Gott hat Sie mit Kraft gerüstet in Ihrem bisherigen Leben, zuerst durch ihre Familie. Es war für mich eindrücklich, dass es Ihrer Familie echt wichtig war, bei Ihrer Segnung durch ein Familienmitglied beteiligt zu sein. Das hat mich gefreut. Denn wer einen Menschen für seinen Weg segnen will, der steht erstens hinter diesem Weg und zweitens weiß er wie wichtig es ist, dass Gott den Weg segnend, schützend und stärkend mitgeht. 
In einer solchen Familie groß zu werden und Teil einer solchen Familie zu sein, gibt Kraft. Zu dieser Familie gehören insbesondere auch Sie, lieber Herr Dr. Leppich als Ehemann. Sie beide werden am Ende der Einführungshandlung auch miteinander gesegnet. Denn Sie, lieber Herr Dr. Leppich gehen den Weg nach Bamberg bewusst mit. Sie werden da sein, immer wieder auch sichtbar begleiten, immer unsichtbar Rückhalt geben. Das braucht jeder und jede in solchen öffentlichen Ämtern.
Dass Sie katholischer Konfession sind, stört uns als evangelische Kirche nicht. Diese Zeiten sind Gott sei Dank längst vorbei. Ganz im Gegenteil passt die konfessionsverbindende Ehe besonders gut zum Leben als evangelische Dekanin in einer mehrheitlich katholischen Stadt. Denn das Miteinander der Konfessionen braucht Liebe und Verstehen. 
So habe ich auch nicht gezögert, dass Sie, liebe Frau Hirschmann, wie Ihr Vorgänger Ökumenebeauftragte des Kirchenkreises und Kirchenrätin werden. Außer Ihrer ökumenischen Ehe haben Ihre Studienzeit in El Salvador, Ihr Wohnen im ökumenischen Studienhaus Collegium Ökumenikum in München und die ökumenischen Studienreisen, die Sie in den Jahren als Studienreferentin leiteten, für einen weiten Horizont gesorgt.

Damit bin ich schon – über Ihre stärkende Familie hinaus – längst bei den zurüstenden Erfahrungen, die Sie mitbringen. 
Nach ihrem Vorbereitungsdienst waren Sie zunächst auf der zweiten Pfarrstelle in Nürnberg-Laufamholz eigesetzt. Als nach vier Jahren die erste Pfarrstelle, zu der die Pfarramtsführung gehört, frei wurde, beschloss der Kirchenvorstand Ausschreibungsverzicht für diese Stelle. Denn er hatte Vertrauen, dass die organisatorische Leitung der Gemeinde bei Ihnen in besten Händen ist.
Trägerverantwortung für eine Diakoniestation und Kindertagesstätten gehörte dazu.
Zehn Jahre Gemeindeerfahrung fünf davon mit Pfarramtsführung stärkt sie für die Begleitung der 20 Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Bamberg.

Die anschließenden gut acht Jahre als Studienleiterin am Predigerseminar Nürnberg in der Ausbildung von Vikaren und Vikarinnen machten Sie nicht nur fit in Ihren Lehrbereichen Gottesdienst und Seelsorge, Religions- und Gemeindepädagogik, sondern auch in wesentlichen Vollzügen der Personalführung: Schauen, was die Person braucht, um ihren Dienst gut tun zu können, fördern, fordern und auch beurteilen. 
Es hat mich gefreut, von jungen Kollegen und Kolleginnen, die Ihnen anvertraut waren, zu hören, wie sehr sie Sie schätzen; unter anderem, z.B. weil Sie in Konflikten immer fair blieben, Person und Sache zu trennen vermochten. 

Nicht nur in Personalbegleitung sind Sie stark, sondern auch in der Begleitung kirchlicher Strukturveränderungen.
Die Gemeindeakademie, an der Sie zuletzt seit 2019 tätig waren, bedauert ihren Weggang sehr. Freilich ist dieser Abschiedsschmerz Zeichen, dass wir uns umso mehr freuen können, Sie hier zu wissen. 
Und weitere Zusatzqualifikationen haben sie nebenbei auch noch erworben. Als ausgebildete Gemeindeberaterin und als zertifizierte systemische Coach können Sie Prozesse der Strukturveränderung mit Blick auf die Menschen und die Zielperspektive gekonnt beraten. Das ist eine große Stärke angesichts der Veränderungsprozesse, die unserer Kirche ins Haus stehen.
Ich könnte noch Weiteres an Qualifikationen und an Funktionen, die Sie zusätzlich innehatten, benennen und erwähne nur noch eine, höchst relevante. Sie waren seit 2019 Mitglied der Steuerungsgruppe „Prävention sexualisierter Gewalt“ in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 
Die sechzehn Dekane und Dekaninnen des Kirchenkreises Bayreuth und ich freuen uns, Sie – mit Ihrer vielfältigen Expertise – in unserer Mitte zu wissen.
So viel Stärken! Es ist gut, dass die nun hier im Dekanatsbezirk Bamberg zur Entfaltung kommen können. Sie sind hier am richtigen Platz. Gott hat Sie gerüstet mit Kraft. 
Und trotzdem wird all das für die geistliche Leitung eines Dekanatsbezirks nie ausreichen, wenn nicht auch für die jeweilige Gegenwart gilt: 
„Gott rüstet mich aus mit Kraft“. 
In dieser Gegenwartform ist das Bibelwort auch formuliert. Die Menschen werden den Unterschied spüren, dass Sie aus der Gegenwart Gottes, leben.
Jeder Tag ist in diesem Amt anders schön. Freilich ändern sich auch die Herausforderungen in der Kirchenverwaltung, der Diakonie, in vakanten Gemeinden, bei den Ihnen anvertrauter Menschen ständig. Gott rüstet Sie in jeder Konstellation mit Kraft. Er ist da, ist Ihre zweite Haut, Ihr Atem, Ihr Antrieb, Ihre Ruhe. In ihm ist alles, was Sie brauchen werden. Der Segen, den wir Ihnen jetzt zusprechen, ist das Siegel seiner Gegenwart. 
Amen.